Österreichs Moore in schlechtem Zustand

13. November 2025

Moore sind ein wichtiger Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten und effiziente Speicher des Treibhausgases CO2. Das Umweltbundesamt hat nun Österreichs Moore in einer offen zugänglichen Datenbank neu inventarisiert. Sie zeigt: Nur ein kleiner Teil ist in einem guten Zustand – viele Moore brauchen mehr Schutz und Pflege.

Foto Moor

Der fleischfressende Sonnentau, das Sumpf-Veilchen oder die vielen verschiedenen Torfmoose zählen zu den hochspezialisierten Pflanzenarten, die man in Österreich nur in Mooren findet. Die Feuchtgebiete sind nur wichtige Ökosysteme, sie dienen auch als Naherholungsgebiete, stabilisieren Grundwasserspiegel und entlasten Flüsse und Bäche bei Starkregen, dienen also dem Hochwasserschutz. Nicht zuletzt haben Moore eine wichtige Funktion als Kohlenstoffspeicher: Intakte Moore speichern bis zu drei Mal mehr CO2 als Wälder.

Wichtige CO2-Speicher

Werden Moore allerdings entwässert bzw. trockengelegt, setzen sie große Mengen des Treibhausgases CO2 frei. Die Feuchtgebiete spielen also eine entscheidende Rolle im Zusammenhang mit dem Klimaschutz. Moore zu erhalten bzw. wiederherzustellen, ist deswegen erklärtes umweltpolitisches Ziel Österreichs. Um hier wirksame Maßnahmen setzen zu können, hat das Umweltbundesamt nun Informationen zu den rund 44.000 Hektar Moorfläche in einer neuen Datenbank festgehalten und einen Bericht zum „Moorinventar Österreich“ verfasst.

Die Daten, die öffentlich zugänglich sind, zeigen, dass nur ein kleiner Teil der Moore in Österreich in einem guten Zustand ist, sagt Gerhard Egger vom Umweltbundesamt, Hauptautor des Berichts. „Viele Moorflächen wurden entwässert, womit man den Mooren ihre Lebensgrundlage entzogen hat“, so Egger.

Moorflächen sind geschrumpft

Moore findet man in Österreich von der pannonische Tiefebene bis in alpine Hochlagen. In Bundesländern wie Vorarlberg sind fast fünf Prozent der Fläche Moorland. In den niederschlagsarmen Regionen Niederösterreichs, wie dem Weinviertel, finden sich dagegen kaum Moore. Unabhängig vom Vorkommen ist der Zustand vieler dieser Feuchtgebiete schlecht. Denn ein großer Teil wurde im 19. und 20. Jahrhundert entwässert, um Torf als Rohstoff abzubauen bzw. die Flächen für die Landwirtschaft nutzbar zu machen.

Laut Moorinventar dürfte nur ein sehr kleiner Teil der österreichischen Moore nach wie vor unberührt sein. Den Grundstock für den Österreichischen Moorschutzkatalog bilden umfangreiche Erhebungen in den 1980er Jahren. Im Vergleich zur letzten Erhebung aus dem Jahr 1992 dürfte sich der Zustand der Moore stark verschlechtert haben. Aktuelle Stichproben zeigen, dass sich die Fläche bis 2024 im Mittel um 30 Prozent verkleinert und der Anteil an wenig beeinträchtigten Flächen signifikant niedriger ist.

Emissionen statt CO2-Senke

„Wir gehen davon aus, dass heute fast zwei Drittel der Moorfläche mäßig bis stark beeinträchtigt sind“, so Egger. In fast 50 Prozent aller österreichischen Gemeinden finden sich laut aktualisiertem Moorinventar solche Feuchtgebiete. Die offen zugängliche Datenbank soll Gemeinden, Wissenschaft oder auch im Naturschutz engagierten Grundbesitzern als Informationsquelle dienen, um entsprechende Naturschutzstrategien zu entwickeln. Diese Ökosystem zu erhalten, sei für den Erhalt der Artenvielfalt wichtig, aber auch für den Klimaschutz, sagt Egger.

Denn werden Moore entwässert, gelangen große Mengen CO2 in die Atmosphäre. „Aus den früheren Kohlenstoffsenken, die über Jahrtausende entstanden sind, wird dann auf einmal wieder CO2 in die Atmosphäre entlassen, was den Treibhauseffekt weiter ankurbeln kann“, so Egger. Schätzungen gehen davon aus, dass ein bis zwei Prozent der Treibhausgasemissionen in Österreich auf entweichendes CO2 aus Mooren zurückzuführen sind.

Datenbank soll Schutz beschleunigen

Um etwa Moore in landwirtschaftlichen Gebieten zu schützen, müssten Drainagedämme zur Trockenlegung rückgebaut werden. Zusätzlich sollte der Wasserstand nur dann abgesenkt werden, wenn landwirtschaftliche genutzte Wiesen in Moorbereichen gemäht werden müssen. Mittlerweile stehen rund 60 Prozent der bekannten Moorflächen unter Naturschutz. Aber wegen des allgemein schlechten Zustandes, brauchten viele Moore mehr Pflege bzw. Wiederherstellungsmaßnahmen, so Egger. Mit Hilfe des aktualisierten Moorinventars soll es nun möglich sein, entsprechende Maßnahmen schneller und effizienter einzuleiten.

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Moorinventar Österreich

Quelle

Geodatenbank: Österreichs Moore in schlechtem Zustand - science.ORF.at