Giftalarm in Niederösterreich

05. Juni 2025

In einem Feld unweit von St. Pölten wurden vor zwei Wochen mehrere tote Rohrweihen entdeckt. Das Landeskriminalamt Niederösterreich nahm aufgrund der Fundumstände die Ermittlungen auf und forderte einen Kadaverspürhund der Vogelschutzorganisation BirdLife zur Nachsuche an. Insgesamt wurden sechs tote Rohrweihen und eine Vielzahl präparierter Eier gefunden. Untersucht wurden drei frische Kadaver sowie zwei frische, mit Gift präparierte Eier. Das Ergebnis: Die Greifvögel wurden mit dem verbotenen Pestizid Carbofuran vergiftet. Gemeinsam mit dem LKA Niederösterreich rufen BirdLife Österreich und WWF Österreich zur Meldung von sachdienlichen Hinweisen auf!

Drei Hühnereier die oben beschädigt sind, bei denen man den Dotter sieht.

Vor zwei Wochen verschwand westlich von St. Pölten ein mit einem GPS-Sender ausgestatteter Kaiseradler. Der GPS-Sender wurde abgeschnitten gefunden – vom Kaiseradler selbst fehlt bislang jede Spur. Im Zuge der darauf eingeleiteten Nachsuche zum Verbleib des Kaiseradlers durch das Landeskriminalamt (LKA) Niederösterreich stießen die Ermittler im Gebiet allerdings stattdessen auf drei tote Rohrweihen. Aufgrund der Anzahl und der auffälligen Fundumstände wurde der Kadaverspürhund „Eljos“ von BirdLife Österreich zur Unterstützung angefordert. Bei der erweiterten Nachsuche entdeckte das Team weitere drei tote Rohrweihen sowie eine große Zahl von Hühnereiern – teils frisch ausgelegt, teils bereits leer. Der Verdacht auf eine gezielte Vergiftung erhärtete sich: Rund um die Eier lagen zahlreiche tote Insekten, wie sie typischerweise bei mit Gift präparierten Ködern auftreten.

„Von gerade frisch ausgelegten Hühnereiern bis hin zu Schalenresten war alles dabei. Die drei weiteren Rohrweihen lagen direkt im Umkreis der Eier. Das war keine einmalige Sache, sondern hier wurden offenbar schon länger systematisch Tiere vergiftet,” so Christina Wolf-Petre vom WWF Österreich. „Gerade bei seltenen Arten ist schon der Verlust eines einzelnen Tieres ein schwerer Rückschlag und kann das Überleben der gesamten Spezies gefährden.“

Eine Stichprobe der sichergestellten Tiere und Köder wurden im Rahmen des Projekts wildLIFEcrime vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie (FIWI) analysiert. Dabei bestätigte sich der Verdacht: Alle Rohrweihen verendeten an Carbofuran – einem hochtoxischen, in der EU streng verbotenen Pestizid, dessen Besitz und Anwendung eine Straftat darstellt. Bereits geringe Mengen des Gifts können für Wildtiere, Haustiere und sogar Menschen tödliche Folgen haben.

„Rohrweihen sind mittelgroße Greifvögel, die aufgrund ihres auffälligen Jagdflugs leider häufig Opfer illegaler Tötungen werden. Obwohl ihre Nahrung überwiegend aus Wühlmäusen und kleinen Singvögeln besteht, wird immer wieder behauptet, sie würden beispielsweise den Feldhasenbestand gefährden. Tatsächlich frisst die Rohrweihe junge Feldhasen aber so selten, dass ein negativer Einfluss wissenschaftlich nicht belegt ist. Zudem sind Beutegreifer Teil der Natur und nehmen eine wichtige Funktion in unseren Ökosystemen ein,“ unterstreicht Johannes Hohenegger von BirdLife Österreich.

Die Rohrweihe ist eine streng geschützte Art und im Anhang I der EU-Vogelschutzrichtlinie gelistet. Die Vergiftung von Greifvögeln ist nicht nur verboten, sondern stellt gemäß §181f StGB. eine Straftat dar, die mit einer Gefängnisstrafe von mehreren Jahren geahndet werden kann.

BirdLife Österreich und WWF Österreich unterstützen den Aufruf des Landeskriminalamts zur Mithilfe bei der Aufklärung. Wer Hinweise zu verdächtigen Beobachtungen geben kann, wird gebeten, diese direkt beim LKA Niederösterreich unter der Nummer 05913330333 oder über die Website www.wildlifecrime.info zu melden – auch anonym.

Helfen Sie mit und melden Sie uns Verdachtsfälle unter:

Grenzüberschreitendes EU-LIFE-Projekt „wildLIFEcrime“

Im Rahmen des EU-geförderten wildLIFEcrime-Projekts (LIFE22-GIE-DE-wildLIFEcrime) arbeiten 13 Organisationen aus Österreich und Deutschland an der Reduktion der Wildtierkriminalität. Eine Koalition aus Naturschutzverbänden, Polizei, Universitäten, Behörden und Veterinärmedizinern setzt sich für den besseren Schutz gefährdeter Arten ein, wodurch dieses Projekt bis 2028 dazu beitragen soll, die Wildtierkriminalität in Deutschland und Österreich zu reduzieren.

Weiterführende Links

Das Projekt wildLIFEcrime – wildLIFEcrime

Kontakt

Dr. Susanne Schreiner, Pressesprecherin BirdLife Österreich 1150 Wien, Diefenbachgasse 35/1/6 Mobil: +43 (0) 699 181 555 65 susanne.schreiner@birdlife.at