Österreichs Feld- und Wiesenvögel weiterhin im Tiefflug – Bestände nur halb so hoch wie 1998

07. August 2025

BirdLife Österreich: Bestandstrends der wichtigsten Grünland- und Ackervögel auf niedrigem Niveau stagnierend.

Verbesserungen der biodiversitätsfördernden Maßnahmen in der Landwirtschaft haben den Sinkflug gebremst, aber noch ist kein Aufwärtstrend bei den Feld- und Wiesenvögeln zu verzeichnen. Das zeigt der aktuell von der Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich veröffentlichte Farmland Bird Index (FBI). Der Indexwert für das Jahr 2024 ist mit 56,1% nahezu ident mit dem Wert des Vorjahres. Das bedeutet: Seit 1998 hat sich der Bestand charakteristischer Wiesen- und Feldvögel Österreichs in etwa halbiert. 

Grauammer auf einem Strauch sitzend.

Die Grauammer (siehe Abbildung) weist in diesem Zeitraum den stärksten Bestandsrückgang von minus 97 Prozent auf. Der Abwärtstrend des Indikators hat sich in den letzten elf Jahren deutlich abgeflacht, ist jedoch immer noch leicht abnehmend.

Der Farmland Bird Index gehört zum Gemeinsamen Begleitungs- und Bewertungsrahmen zur Evaluierung der Maßnahmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes (CMES – Common Monitoring and Evaluation System) im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP). Er gilt als offizieller Biodiversitätsindikator Österreichs und der EU (aktuelle Programmperiode 2023–2027). Der FBI ist auch ein Kernindikator für die Bewertung des Zustands und der Wiederherstellung landwirtschaftlicher Ökosysteme laut Wiederherstellungsverordnung. Der FBI muss sich neben anderen Indikatoren bereits bis 2030 verbessern, zur Erreichung dieses Ziels müssen Maßnahmen zur Wiederherstellung ergriffen werden.

Bedeutung

Die politische, ökologische und steuernde Rolle des Farmland Bird Index wird im Zuge der Wiederherstellungsverordnung weiter gestärkt. Norbert Teufelbauer, Projektverantwortlicher bei BirdLife Österreich: „Die Ausrichtung des ÖPUL (Österreichisches Programm für umweltgerechte Landwirtschaft) auf den Farmland Bird Index ist einer der entscheidenden Hebel, um nicht nur die Vogelwelt, sondern die gesamte Biodiversität in der Agrarlandschaft zu fördern. Ziel muss es sein, landwirtschaftliche Fördermittel gezielter so zu lenken, dass sie den Bestand typischer Agrarvogelarten aktiv unterstützen.“ Ein kleiner Lichtblick zeigt sich bei der Grauammer, deren Bestand sich nach den katastrophalen Einbrüchen der letzten Jahre nun wieder etwas verbessert hat. Ein Zusammenhang mit den verbesserten Biodiversitätsauflagen im ÖPUL ist wahrscheinlich.

Datengrundlage

Datengrundlage für den österreichischen Farmland Bird Index ist das „Monitoring der Brutvögel Österreichs“, ein Bestandserfassungsprogramm für häufige Vogelarten, das von BirdLife Österreich durchgeführt wird, sich überwiegend auf die Mitarbeit Freiwilliger stützt („Citizen Science“) und von Expert:innen qualitätsgesichert wird. Dieses Zählprogramm läuft seit dem Jahr 1998. Die Erhebungen erfolgen standardisiert nach genau vorgegebener Methode. Aus den jährlichen Zählergebnissen kann für alle in ausreichender Zahl erfassten Vogelarten die Bestandsentwicklung berechnet werden. Aus einer Auswahl 23 häufiger Vogelarten der Kulturlandschaft wird in einem zweiten Schritt der Farmland Bird Index berechnet.

Ergebnisse im Detail

Beim Vergleich mit dem Vorjahr überwiegen die negativen Entwicklungen leicht: Bei 13 der 23 Indikatorarten (57 %) ist der Indexwert 2024 kleiner als 2023, bei den verbleibenden zehn Arten (43 %) ist es umgekehrt. Langzeittrends ab dem Jahr 1998 können für 20 der 23 Arten berechnet werden. Hier ist – wie auch in den Vorjahren – die Bestandsentwicklung bei 14 Arten (70 %) gesichert als negativ zu bezeichnen, vier Arten (20 %) hatten im Betrachtungszeitraum stabile Bestände, und bei zwei Arten (10 %) kam es zu Zunahmen

Kontakt

Dr. Susanne Schreiner und Lisa Lugerbauer 

1150 Wien, Diefenbachgasse 35/1/6 
Mobil: +43 (0) 699 19272090

E-mail: lisa.lugerbauer@birdlife.at

Quelle & mehr Infos (Tabelle und Abbildung)

Österreichs Feld- und Wiesenvögel weiterhin im Tiefflug – Bestände nur halb so hoch wie 1998