Gefährdungsursachen

Die Erhaltung und die Wiederherstellung der Biodiversität sind unverzichtbar für eine nachhaltige und widerstandsfähige Welt. Aber auch bei der Bewältigung der  Auswirkungen des Klimawandels sind intakte Ökosysteme unverzichtbar. Wirtschaftliche Interessen stehen im Vordergrund und der hohe Ressourcen- und Energiebedarf unserer westlichen Gesellschaft treiben den Verlust an Biodiversität weltweit stetig voran. Die enorme Bedeutung der Ökosystemleistungen der Natur auf unsere Lebens- und Wirtschaftsgrundlagen werden zunehmend anerkannt. Die Gefährdungsursachen umfassen ein breites Spektrum.  Weltweit gesehen sind es  -  in der Reihenfolge ihrer Bedeutung - Landnutzungsänderungen, Ressourcenentnahme, Klimawandel, Verschmutzung und gebietsfremde Arten (IPBES 2019).

Foto Menschen in Fußgängerzone

Verlust, Veränderung und Zerschneidung von Lebensräumen

Äcker, Wiesen, Weiden

Landwirtschaftsflächen und Wald sind bedeutende Ökosysteme in Österreich, sie prägen knapp 87 % der Landesfläche Österreichs (Umweltbundesamt 2019). Gefährdungsursachen für die biologische Vielfalt sind einerseits die intensive landwirtschaftliche Nutzung und der damit einhergehende Pestizid- und Düngereinsatz sowie die Abnahme an Strukturvielfalt und Blütenangebot in der heimischen Agrarlandschaft. Auch angrenzende Lebensräume können mit Schadstoffen aus der Landwirtschaft belastet sind.  Der Stickstoffeintrag über die Luft - vor allem Stickstoff -ist für nährstoffarme Wiesen und Weiden ein weiterer Faktor. Überschüssiger Stickstoff  aus den landwirtschaftlich gentutzen Flächen gelangt als Nitrat in Grund- und Oberflächengewässer.

Die Beseitigung von Hecken, Ackerrainen und anderen Landschaftselementen sowie  Drainagen/Entwässerungen tragen zur ökologischen Verarmung von Agrarlandschaften bei. Die Gleichförmigkeit der auf Produktion ausgerichteten Landschaft bietet vielen Pflanzen- und Tierarten keine geeigneten Lebensräume. 

Andererseits lassen Landwirte und Landwirtinnen „Grenzertragsböden“, die oft Flächen mit hohem Naturwert darstellen, brachliegen. Viele wertvolle Lebensräume entstanden durch tradtionelle landwirtschaftliche Nutzung und sich dadurch auf die Weiterführung einer extensiven Nutzung angewiesen.  

Wälder

Knapp die Hälfte von Österreich ist bewaldet. Wälder haben somit einen hohen Stellenwert für die biologische Vielfalt Österreichs. Grabherr G. et al. hielten in der 1998 publizierten Studie „Naturnähe österreichischer Wälder“ fest,  dass 25% des österreichischen Waldes als natürlich oder naturnah zu bezeichnen sind. Ein akutelle Erfassung der Naturnähe österreichischer Wälder liegt bis dato nicht vor.

Ein Großteil der österreichischen Wälder wird wirtschaftlich genutzt.  In den Wirtschaftswäldern mangelt es an Elementen der Zerfallsphasen: Dickstämmiges Totholz, Biotopbäume, Lichtungen sowie naturnahe Waldränder sind heute nicht in ausreichendem Maß vorhanden.  Potenziell natürliche Hauptbaumarten können oftmals fehlen.Zudem gefährdet die ausbleibende Verjüngung aufgrund des hohen Wildverbisses die Regenerationsfähigkeit sowie die ökologische Stabilität der Waldlebensräume. Umweltbelastungen des Waldes resultieren aus der Immissionswirkung der Luftschadstoffe (Stickoxide etc.) sowie der Deposition von Stickstoff und Schwefel. Aufgrund der geografischen Situation Österreichs sind die Staulagen in den Alpen von hohen Schwefel- und Stickstoffeinträgen betroffen.

Gewässer

Österreich ist ein wasserreiches Land. Aufgrund der ausgeprägten Geomorphologie von den tiefen Lagen rund um den Neusiedler See bis hinauf zu den vergletscherten Regionen der Alpen besitzt Österreich eine große Formenvielfalt an Fließgewässern und stehenden Gewässern. Der ökologische Zustand der Gewässer, insbesondere der Flüsse, ist häufig durch bauliche Eingriffe in die Gewässerstrukturen und Abflussverhältnisse (z.B. durch Hochwasserschutzmaßnahmen, Kraftwerke, Wehre, Wasserentnahmen für die Bewässerung etc.) beeinträchtigt. Auch die Abwasserentsorgung kann trotz einer der Reinigungsqualität stoffliche Einträge in die Gewässerlebensräume bedingen.

Siedlungen, Gewerbe-, Industrie- und Verkehrsflächen

Die Hauptursachen für den Verlust von Lebensraum sind Verbauung für Siedlungen, Gewerbe und Industrie sowie Versiegelung von Straßen, Parkplätzen etc. Die kontiniuerlich Ausdehnung der Siedlungen  verändert, fragmentiert und zerstört naturnahe Flächen. Auch das immer dichter werdende Straßennetz tägt zur  Lebensraumzerschneidung bei. Viele der verbliebenen Restflächen sind für manche Arten nur noch bedingt als Lebensraum geeignet, Wanderkorridore werden unterbrochen.  Besonders bei fehlender Vernetzung der Lebensräume können Arten genetisch verarmen und ihre Überlebenschancen sinken.  

Baulandwidmungen auf naturschutzfachlich wertvollen, noch unverbauten Standorten, wie Trockenrasen, Moore und Streuobstwiesen, weisen ein hohes Konfliktpotenzial auf. Der Anteil dieser wertvollen Biotope, die schon als Bauland gewidmet, aber noch nicht verbaut sind, beträgt mehr als 5 % der gewidmeten Flächen (UMWELTBUNDESAMT 2018).

Der Abbau von Rohstoffen, wie z. B. Kies und Sand, verändert Natur und Landschaft vor Ort. Abbauflächen, wie karge Schotterflächen, Wasserflächen und steile Abbruchwände,  können aber auch  wertvolle Rückzugsorte für viele Pflanzen- und Tierarten sein, die in der  intensiv genutzten, strukturarmen Kulturlandschaft keine Lebensräume mehr finden.

Die Aufhellung des Nachthimmels durch künstliche Lichtquellen wird als Lichtverschmutzung bezeichnet. Nachtaktive Insekten werden von Lichtquellen mit hohem UV-Anteil angezogen und verbrennen oder sterben vor Erschöpfung. Bei nachtziehenden Zugvögel erhöht sich das Risiko, dass sie an hohen Gebäuden kollidieren. Licht kann, ebenso wie Lärm,  auch abweisend wirken, so dass Gebiete ihre Eignung als Lebensräume für lichtempfindliche Tierarten verlieren können. Der natürliche Wachstumszyklus von Pflanzen kann durch künstliches Licht gestört werden.  

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Helle Not

Flächeninspruchnahme

Gebietsfremde Arten

Gebietsfremde, invasive Pflanzenarten setzen vor allem in naturnahen Biotopen, wie Auwäldern, flussbegleitenden Hochstaudenfluren oder Pionierstandorten, die heimische Flora und Fauna unter Druck. In diesen Lebensräumen sind einige der konkurrenzstärksten und der in Österreich häufigsten gebietsfremden Pflanzenarten (Neophyten) vertreten, wie z.b. das Himalaya-Springraut. Aber auch die Fläche der invasiven gebietsfremden Baumarten (z.B. Götterbaum) nimmt in Österreich zu. Die Auswirkungen vieler gebietsfremder Tierarten (Neozoen) sind noch nicht ausreichend abgeschätzt. 

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Neobiota in Österreich

Klimawandel

Die Eindämmung des Klimawandels ist vermutlich die größte Herausforderung, denen sich die Menschheit stellen muss. In Österreich stieg die Jahresdurchschnittstemperatur bereits im letzten Jahrhundert um 1,8° Celsius. Besonders betroffen sind jene  Pflanzen- und Tierarten, die sich auf bestimmte klimatische Bedingungen spezialisiert haben sowie jene Ökosysteme, deren Entstehungszeit extrem lang ist, wie dies  z.B. bei Mooren das Fall ist.

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Tourismus und Freizeitnutzung

Naturnahe, abwechslungsreiche Landschaften sind Voraussetzunge für Naturerlebnisse, Erholung, Freizeitnutzung und für den Tourismus. In vielen Regionen kommt es durch Tourismus jedoch vermehrt zu negativen Auswirkungen auf die biologische Vielfalt. Massentourismus benötigt Infrastruktur und erhöht den Flächenverbrauch, dadurch kommt es zu räumlichen Nutzungskonflikten und Fragmentierung von Lebensräumen. Außerdem können Freizeitaktivitäten zu Störungen von Tieren (z.B. bei der Brutpflege, Futtersuche und Winterruhe) führen. Es ist daher wesentlich, dass Tourismus- und Freizeitaktivitäten mit Rücksicht auf ökologisch sensible Gebiete und Arten gezielt gelenkt werden.

Mikroplastik

Als Mikroplastik werden winzige Kunststoffteilchen bezeichnet, die kleiner als 5mm sind. Auch der Abrieb von Reifen wird als Mikroplastik eingestuft. Mikroplastik kann ein Risiko für Umwelt und Gesundheit darstellen. Einerseits sind schädliche Zusatzstoffe im Kunststoff (z.B. Weichmacher, Flammschutzmittel) enthalten, die dadurch in die Umwelt gelangen können. Andererseits können sich die in der Umwelt bereits vorhandenen Schadstoffe am Mikroplastik anhaften und anreichern. 

Mittlerweile kann Mikroplastik weltweit in sämtlichen Umweltmedien nachgewiesen werden: in den Weltmeeren und Oberflächengewässern, in Tiefseesedimenten, in landwirtschaftlich genutzten Böden und in diversen Organismen. Selbst unsere Lebensmittel (Muscheln, Salz etc.) und Getränke können Mikroplastik enthalten. 

Quelle:Was ist Mikroplastik? (Umweltbundesamt)