Der Einfluss nicht heimischer Arten auf Gene, Arten und Ökosysteme

Im Zuge der Globalisierung des Handels sowie des zunehmenden weltweiten Tourismus gelangen immer mehr Tier- und Pflanzenarten aus ihren ursprünglichen Verbreitungsgebieten in fremde Länder und Ökosysteme. Schafft es eine Art, sich stark zu vermehren, sich auszubreiten und sich sogar zu etablieren, dann kann sich dies negativ auf die Biodiversität und die damit verbundenen Ökosystemdienstleistungen auswirken. Manche Arten können sogar unsere Gesundheit und unsere Wirtschaft bedrohen. 

Die Blütendolde des Riesenbärenklau ist beeindruckend groß.

Das Jahr 1492 markiert symbolisch die seit der Entdeckung Amerikas verstärkten Handelsbeziehungen. Seitdem ist die Anzahl absichtlich oder unabsichtlich transportierter Pflanzen und Tiere weltweit stark angestiegen. 

Der Mensch verändert die Umwelt nach seinen Vorstellungen. Dieser Prozess hat in den letzten Jahrzehnten an Dynamik gewonnen. Einerseits wurden viele Tiere und Pflanzen zurückgedrängt und stehen auf der Roten Liste gefährdeter Arten. Andererseits wurden Tiere und Pflanzen importiert, ausgebracht oder unbeabsichtigt eingeschleppt, von denen sich manche Arten an den neuen Standorten etablieren konnten.

Diese "Neobiota" (Neubürger) oder "Aliens" werden von wissenschaftlicher Seite zunehmend als eine ernstzunehmende Bedrohung der heimischen Fauna und Flora erkannt. Diese Gefährdung besteht besonders für Gebiete mit einem hohen Anteil endemischer Arten, wie etwa Inseln (z.B. Neuseeland, Hawaii) oder Seen (z.B. Viktoriasee), in denen Neobiota tiefgreifende Veränderungen verursacht haben.

Die natürlichen Ökosysteme der kontinentalen Festländer, z.B. Mitteleuropas und somit auch Österreichs, wurden und werden seltener von Neobiota besiedelt, als die oben erwähnten Gebiete. Dennoch treten auch hier Neobiota mit naturschutzfachlich negativen Auswirkungen auf. In den vom Menschen geschaffenen naturfernen land- und forstwirtschaftlichen Monokulturen können Neobiota zu wirtschaftlich relevanten Faktoren werden.

Neobiota werden von der Öffentlichkeit vermehrt dann wahrgenommen, wenn sie sich rasch ausbreiten oder zu unmittelbaren Problemen für den Menschen führen (z.B. Drüsiges Springkraut, Robinie, Rosskastanienminiermotte und Spanische Wegschnecke). Andere Neubürger werden hingegen ganz selbstverständlich zur heimischen Fauna oder Flora gezählt (z.B. Rosskastanie) oder sogar per Gesetz als solche behandelt (z.B. Regenbogenforelle). Andere werden weiterhin bewusst gefördert oder in Unkenntnis der Auswirkungen ausgesetzt (z.B. Signalkrebs), manche sind jedoch nur wenigen Spezialisten der Tier- oder Pflanzengruppen bekannt.

Trotz der bisher geringen Zahl potenziell oder tatsächlich problematischer Arten in Österreich ist es angebracht, Vorsichtsmaßnahmen zu treffen und das Problembewusstsein für das Thema Neobiota zu stärken.